Frühes Leben und musikalische Anfänge
Tony Christie wurde am 25. April 1943 als Anthony Fitzgerald in Conisbrough, South Yorkshire, England, geboren. Er wuchs in einer irisch-katholischen Familie auf. Schon früh zeigte sich sein musikalisches Talent: Als Schüler trat er im Schulchor auf und gründete später mit einem Freund das Duo The Grant Brothers, das sich stilistisch an den Everly Brothers orientierte. In den frühen 1960er-Jahren war er Sänger bei der Band The Counterbeats, die vor allem Coverversionen bekannter Rock-‘n’-Roll- und Beat-Songs spielte.
Im Jahr 1965 entschied er sich, unter dem Künstlernamen Tony Christie aufzutreten – inspiriert vom Film Darling mit Julie Christie. Noch vor seinem Durchbruch arbeitete er als Session-Sänger und nahm zahlreiche Demos auf.
Karrieredurchbruch
Seine ersten Solo-Singles erschienen 1967 bei CBS Records, blieben jedoch kommerziell zunächst erfolglos. Der große Durchbruch kam 1971, als er mit der Single Las Vegas – geschrieben vom Songwriter-Duo Mitch Murray und Peter Callander – erstmals die Charts erreichte. Im selben Jahr landete Christie mit (Is This the Way to) Amarillo und I Did What I Did for Maria zwei seiner größten Erfolge, die ihn über Nacht zum internationalen Star machten. Beide Songs wurden europaweit zu Hits, wobei besonders Amarillo über Jahrzehnte hinweg Kultstatus erlangte.
Es folgten weitere erfolgreiche Titel wie Don’t Go Down to Reno (1972) und Avenues and Alleyways (1973), letzterer war auch der Titelsong zur britischen TV-Serie The Protectors mit Robert Vaughn.
Weitere Karriere und internationale Erfolge
In den 1980er-Jahren ließ der internationale Ruhm nach. Christie verlegte seinen Schwerpunkt zunehmend auf den deutschsprachigen Raum, wo er sich dank zahlreicher Fernsehauftritte und eines treuen Publikums als Dauergast in Shows wie Musik liegt in der Luft oder ZDF-Hitparade etablieren konnte.
Ab 1991 arbeitete er mit dem deutschen Produzenten Jack White zusammen, was zu einem zweiten Karrierehoch führte. Die Alben Welcome to My Music (1991) und Welcome to My Music 2 (1993) verkauften sich sehr gut in Deutschland und führten zu regelmäßigen Tourneen im deutschsprachigen Raum.
1999 feierte er auch in Großbritannien ein kleines Comeback mit der Band The All Seeing I, die mit Walk Like a Panther (von Jarvis Cocker mitgeschrieben) in die britischen Top Ten einstieg. Christies markante Stimme fand so den Weg in eine neue Generation von Musikfans.
Comeback und späte Erfolge
Ein überraschender Karrierehöhepunkt folgte 2005, als (Is This the Way to) Amarillo in einer neuen Version für die Benefizaktion Comic Relief aufgenommen wurde – mit Peter Kay im Musikvideo. Der Song erreichte Platz 1 der britischen Charts, blieb dort sieben Wochen und wurde zur meistverkauften Single des Jahres. Gleichzeitig erschien das Album The Definitive Collection, das ebenfalls an die Spitze der Charts stieg und Doppelplatin erhielt.
In den Folgejahren veröffentlichte Christie weiterhin neue Musik: Simply in Love (2006) zeigte seine Affinität zu Klassikern des Great American Songbook, während Made in Sheffield (2008), produziert von Richard Hawley und unterstützt von Jarvis Cocker, einen modernen, britisch geprägten Sound bot und von Kritikern sehr positiv aufgenommen wurde.
Weitere Veröffentlichungen wie Now’s the Time! (2011) oder das karriereumspannende Best Of – Die größten Hits aus 50 Jahren (2012) unterstrichen seine Vielseitigkeit und seine konstante Präsenz im Musikgeschäft.
Späte Jahre und Abschied von der Bühne
Im Oktober 2019 veröffentlichte Tony Christie das Album Pop Nonsense sowie seine erste offizielle Autobiografie „Tony Christie – Der Sänger“, in der er auf seine bewegte Karriere und sein Privatleben zurückblickt.
Trotz gesundheitlicher Herausforderungen – 2023 machte er öffentlich, an einer beginnenden Demenz zu leiden – blieb er musikalisch aktiv. Im Februar 2024 erschien sein Studioalbum We Still Shine, das stilistisch an seine Klassiker anknüpft, aber auch neue Impulse aufgreift.
Mit der The Farewell Goodbye Tour verabschiedete sich Christie im Mai 2024 von den Konzertbühnen in Deutschland, seinem langjährigen musikalischen Zuhause.
Privates und Vermächtnis
Tony Christie ist seit Jahrzehnten mit seiner Frau Sue verheiratet, mit der er zwei Kinder hat. Er lebt heute in Lichfield, Staffordshire. Abseits der Bühne engagierte er sich für soziale Projekte und war regelmäßig Gast bei Charity-Events.
Christie gilt als „Gentleman der Popmusik“, bekannt für seine freundliche Art, seine Bühnenpräsenz und seine unverwechselbare Stimme. Seine Karriere, die sich über mehr als sechs Jahrzehnte erstreckt, ist geprägt von internationalen Erfolgen, künstlerischer Vielseitigkeit und einem außergewöhnlichen Durchhaltevermögen in einer sich stetig wandelnden Musiklandschaft.
Auch mit über 80 Jahren bleibt Tony Christie eine lebende Ikone der Popmusik, deren Stimme und Lieder weiterhin Generationen verbinden.
Views: 1